Two different archives are at the heart of this story, told in text and images. One is the photographic archive of the former Institute for Plant Breeding in Groß Lüsewitz in the GDR. The Archive was compiled by photographers employed by the institute between 1948 and 1990. Its purpose was to document the development of the Institute, as one of the major centres for agricultural research in the Eastern bloc, and of the village itself, as a model village for the industrialisation and urbanisation of agriculture in the GDR. The archive was thrown on a rubbish dump when the Institute was closed down in 1990, and saved by a former employee. It was preserved thanks to the personal efforts of members of the village history club.
The second archive is the potato Adretta itself, which was developed at the Institute and certified here in 1975. Like all cultivated tubers, Adretta is an archive of a breeding process, a continuous human-plant-dialogue, dating back to pre-historic times when agriculture began. Adretta became a success, because of its robustness, which suited the needs of the large-scale farming units of the planned economy. It was soon cultivated widely, not only in East Germany, but also around the whole Soviet Union. After 1990 it no longer met the requirements of the new, capitalist economy.
As an archive, Adretta is fragile. It needs to be replanted each season to survive. But it fared better than the photo archive of Groß Lüsewitz: Adretta has become one of the most beloved and prevalent staples of post-Soviet subsistence farmers from Kazakhstan to Siberia.
The two archives – processed through the research of artists Åsa Sonjasdotter and Elske Rosenfeld – are explored as forms of dormant knowledge that are latent or active sources of resistance and dissent.
Such knowledge pits itself against a capitalist logic, a way of inscribing human and human-to-non-human relations, that is today proving ever more clearly dysfunctional.
Zwei verschiedene Archive stehen im Mittelpunkt dieses Projektes. Zum einen ist das das Fotoarchiv des ehemaligen Instituts für Pflanzenzüchtung in Groß Lüsewitz in der DDR: Das Archiv wurde von den am Institut angestellten Betriebsfotografen angelegt – es diente dazu, die Arbeit des 1948 gegründeten Instituts als eines der Hauptzentren der landwirtschaftlichen Forschung im Ostblock zu dokumentieren, aber auch, um den Aufbau und das Leben in Groß Lüsewitz festzuhalten, das sich zu einem Musterdorf für die Industrialisierung und Urbanisierung der Landwirtschaft der DDR entwickelte. Als das Institut 1990 aufgelöst wurde, landete das Archiv auf dem Müll und wurde von einem ehemaligen Angestellten gerettet. Dank des persönlichen Einsatzes von Mitgliedern des örtlichen Geschichtsvereins ist es bis heute erhalten geblieben – aber bislang nur wenigen Eingeweihten zugänglich.
Das zweite Archiv ist die an Institut entwickelte und 1975 zertifizierte Kartoffel Adretta. Sie ist, wie alle kultivierten Knollengewächse, ein Archiv im buchstäblichen Sinne: das eines Züchtungsprozesses, eines fortlaufenden Dialogs zwischen Mensch und Pflanze, der bis zum Beginn des Ackerbaus in der Vorgeschichte zurückreicht.
Adretta wurde ein Erfolg, da ihre Eigenschaften genaustens an die Bedürfnisse einer großflächigen industriellen Landwirtschaft angepasst waren. Schon bald wurde sie, nicht nur in der DDR, sondern auch in der gesamten Sowjetunion weithin kultiviert. Nach 1990 entsprach sie allerdings nicht mehr den Anforderungen der neuen kapitalistischen Ökonomie.
Als Archiv ist Adretta fragil. Um zu überleben, muss sie jede Saison neu ausgepflanzt werden. Dennoch erging es ihr besser als dem Fotoarchiv aus Groß Lüsewitz: Adretta ist eines der beliebtesten und verbreitetsten Grundnahrungsmittel der postsowjetischen Subsistenzwirtschaft von Kasachstan bis Sibirien.
Anhand der Bilder und Interviews untersuchen Åsa Sonjasdotter und Elske Rosenfeld die beiden Archive als Formen verborgenen Wissens, die sich in Praktiken – der Geschichtsschreibung, des Landbaus, etc. – manifestieren können oder dies bereits tun, die jenen aktuellen dominanten Logiken entgegenstehen, denen die menschlichen Beziehungen, und die der Menschen zu ihrer Umwelt, auf eine immer klarer dysfunktionale Weise eingeschrieben ist.